Wie die meisten Innovationen und Neuheiten, die in den vergangenen Jahren zu uns nach Deutschland herüber geschwappt sind, haben auch Social Media eine ziemliche Weile gebraucht, um nicht mehr bloß als kurzfristiger Trend, sondern als eine neue Art der digitalen Kommunikation akzeptiert zu werden. Anders als in weiten Teilen der Welt haben Social Media „im Deutschland 2014“ indes immer noch nicht den Stellenwert eingenommen, der im internationalen Vergleich bereits üblich ist.
„Social Media wurde schon für Tod erklärt, bevor es in Deutschland überhaupt angekommen ist.“
Beispielsweise ist es in den USA, Großbritannien, Japan und Frankreich längst üblich Social Media Kennziffern und Elemente als Indikatoren für ein „erfolgreich sein“ prominent in TV, Print und auch Online einzusetzen. Ob sich die Kommunikation dabei um Facebook-Likes, Twitter-Follower, YouTube-Views oder Foursquare Check-Ins handelt, ist erst einmal sekundär. Wichtiger hierbei ist die Grundaussage: Es wird etwas als „Relevant und Nennenswert“ beziffert, wenn es auch der Zielgruppe und damit den Millionen von Fans und Followern gefällt. Ein sehr schöner Artikel zum Thema stammt von Kevin Shively, der anhand von „The Voice UK“ eindrucksvoll erläutert wie Twitter unser Fernsehkonsum verändert (NBC’s „The Voice“ is Changing How We Watch TV… With Twitter).
Aber warum ist Deutschland (noch) nicht soweit? Warum sind wir im täglichen Online-Gebrauch meistens einen Schritt hinter der Konkurrenz?
Sind die Deutschen geborene Skeptiker, die grundsätzlich erst einmal reservierter neuen Dingen gegenüberstehen?
Warum funktioniert zum Beispiel Twitter so hervorragend in den USA, Großbritannien oder der auch der Türkei, aber in Deutschland will sich der Kurznachrichtendienst nicht so recht durchsetzen?
„Frei nach dem Motto: Gut Ding Braucht Weil“
Es ist ja nicht so, als ob es in Deutschland keine kreativen Köpfe und Visionäre gibt, die neue Entwicklungen frühzeitig erkennen oder gar selbst initiieren. Gute Beispiele für innovatives Denken und Trendsetting gibt es auch bei uns mehr als genug: Protonet, die das Thema „Sicherung der eigenen Daten“ schon erkannt haben, als sich alle anderen noch über die Einführung von Cloud-Diensten gefreut haben. Oder auch car2go, die das Car-Sharing salonfähig gemacht haben, jimdo, whyownit und und und. Aber dennoch wirkt es ständig so, als ob Neues (gerade im Online-Sektor) in Deutschland immer einen Schritt länger braucht.
Vor dem Hintergrund der Zahlen, die we are social in Ihrer „Global Digital Statistics 2014“ unlängst veröffentlicht haben, wird deutlich wie schwer sich die Deutschen mit der Nutzung von Social Media im internationalen Vergleich tun. Bei einer sehr guten Marktdurchdringung und Infrastruktur in Sachen „Online Penetration“ liegen die Deutschen in Sachen Social Media Nutzung im internationalen Vergleich nur im hinteren Mittelfeld.
Die richtigen Antworten auf diese Fragen zu finden ist mehr als schwierig.
Die beste Antwort liefert vielleicht folgender Witz:
Treffen sich ein Manager aus den USA, ein Manager aus China und ein Manager aus Deutschland und begutachten das neue Produkt eines Kollegen. Sagt der Amerikaner: „Wow, klasse. Das machen wir auch und bringen es richtig groß raus. Fragen später!“ Fragt der Chinese: „Kann man das auch kleiner nachbauen? Fragen später“ Worauf der Deutsche antwortet: „Ist das überhaupt erlaubt? Wir fragen erst einmal nach!“
„Deutschland, das Land der Dichter und Denker“. Es wird mal Zeit, dass daraus „Deutschland, das Land der Mutigen und Kreativen“ wird.